Geschichte der Aloe Vera
Seit vielen Jahrtausenden greifen die Menschen zu den Schätzen der Natur, um Körper und Geist zu nähren und gesund zu erhalten. So war in vielen grossen Kulturen die Aloe ein wichtiger Bestandteil der Volksmedizin und der Schönheitspflege. Wann genau sie als helfende Pflanze erkannt und genutzt wurde, ist nicht sicher, denkbar aber, dass sie schon seit Urzeiten zu den verschiedensten Zwecken benutzt wird. Die ersten Aufzeichnungen über die Wirkung des oft als Kaktus eingestuften Wüstengewächses, das sogar in der Bibel erwähnt wird, stammen jedenfalls aus Ägypten. Sie belegen, dass die Aloe – im Land der Pyramiden – ehrfurchtsvoll „Das Blut der Götter“ genannt wurde. Sie wurde unter anderem zur Einbalsamierung der Pharaonen und als Proviant für deren Weg ins Jenseits angewendet. Die Lebenden schätzten sie als Hilfsmittel gegen viele Erkrankungen und als Kosmetikum zur Erhaltung der natürlichen Schönheit: allen voran die legendären Herrscher Beautys Nofretete und Kleopatra.
Später nutzte auch eine andere Hochkultur das stachelige Überlebenswunder aus der Wüste. Bei den Sumerern war sie vor rund 4000 Jahren eine der wichtigsten Heilpflanzen überhaupt.
Als die Aloe erneut ins Licht der Geschichtsschreiber rückte, Ging es weniger um Schönheit und Mystik. Im 4. Jahrhundert vor Christi soll Alexander der Grosse die Aloe in Gewächswagen gepflanzt und auf seinen Feldzügen mitgeführt haben. Sie wurde frisch benutzt zur Behandlung verwundeter Soldaten und als Schutz vor Sonnenbrand.
So wurde die Insel Socotra in Nordafrika zur Drehscheibe des damaligen Aloe Handels. Von dort aus begann eine wahrhaft weltweite Wanderschaft. Über die orientalischen Mittelmehrländer gelangte das „grüne Gold der Wüste“ sogar bis nach China. Dort wendete man sie zur Heilung an, benutzte sie als Kosmetik, aber auch zu kultischen Zwecken wie den Schutz vor Dämonen und bösen Geistern. Arabische Händler brachten das Wüstengewächs bis in südostasiatische Regionen wie Malaysia, Java und Sumatra. Von dort aus mag sie auch nach Tibet gelangt sein.
In Indien, wo man glaubte, dass die Aloe ein Geschenk aus dem Garten Eden war, wurde sie wegen ihrer ausgleichenden Wirkung auf den Organismus in der Ayurveda-Medizin angewendet, bei diversen Leiden und Beschwerden, aber auch zur Kreislaufstabilisation oder zur Revitalisierung der Körperfunktionen. Diese Behandlungsart vertritt eine strikt ganzheitliche Philosophie: Seele und Körper müssen in Harmonie zueinander stehen, um gesund zu werden und zu bleiben.
Um 50 n. Chr. Stellte der griechische Arzt Dioskurides in mehreren Büchern eine Arzneimittellehre zur Behandlung von mehreren hundert Krankheitsbildern auf, die bis ins 16. Jahrhundert hinein als Grundlagenwerk diente. Darin beschrieb er die Aloe als eine seiner bevorzugten Heilpflanzen und empfiehlt die Anwendung ihres Saftes bei zahlreichen Beschwerden, unter anderem zur Wundheilung, bei Magen- und Darmbeschwerden, Zahnfleischentzündungen, Gelenkschmerzen, Juckreiz, Sonnenbrand, Akne, Haarausfall uvm.
Um 500 n. Chr. Wurde die Aloe von Ärzte-Urvater Hippokrates („Der Arzt hilft, aber die Natur heilt“) bei verschiedenen Beschwerden und Krankheiten empfohlen.
Der endgültige Durchbruch während der globalen Wanderschaft der wohltätigen Wüstenbewohnerin kam mit der Entdeckung der Neuen Welt durch Christoph Kolumbus am Ende des 15. Jahrhunderts. Er führte sie auf seinen Reisen stets mit sich und nannte sie die „Heilerin im Blumentopf“.
Im 16. Jahrhundert verehrten verschiedene Indianerstämme in Nordamerika die Aloe als eine der 16 heiligen Pflanzen. Unter anderem rieben sie sich mit dem verdünnten Saft ein, um bei beschwerlichen Wanderungen durch Sumpfgebiet vor Insekten geschützt zu sein. Diese Eigenschaft wurde später auch genutzt, insektenanfällige Materialien wie Holz mit dem Saft der Aloeblätter einzureiben. Dadurch blieben sie viele Jahre lang unbeschädigt.
Der lange Marsch der Aloe hatte in der Erfahrungsheilkunde vieler Kulturen hilfreiche Spuren hinterlassen, wenngleich sie mit dem Aufkommen der Chemie im 17. Jahrhundert für eine Zeitlang in Vergessenheit geraten zu sein schien. Doch spätestens seit Mitte des 19. Jahrhunderts erobert „Die sanfte Heilerin“ die moderne Welt erneut. Sie wird in einigen ganzheitlich orientierten Naturheilkunden integriert.
Allgemein ist sie bekannt als Erste-Hilfe-Pflanze und zur Gesundheitsvorbeugender Anwendung. Es hat sich herumgesprochen, dass sie unter anderem entzündungshemmend, schmerzstillend, blutstillend, beruhigend, keimtötend und wundheilend wirkt.